Jack McDevitt

OMEGA

„Omega“, 2003, deutsche Erstausgabe, aus dem Amerikanischen von Frauke Meier, Bastei/Lübbe-SFTB 24341, 2005, 702 Seiten, 8,95 EUR.
Coverzeichnung: Bob Eggleton.

OMEGA ist nach GOTTES MASCHINEN (Bastei/Lübbe-SFTB 24208), DIE SANDUHR GOTTES (Bastei/Lübbe-SFTB 24231) und CHINDI (Bastei/Lübbe-SFTB 24328) der vierte Baustein der Future History des US-amerikanischen Autoren Jack McDevitt. Die Menschheit hat den Hyperantrieb entwickelt und Forschungsraumschiffe in das Weltall gesandt und Raumstationen errichtet; die Erde ähnelt noch der heutigen. In den Romanen traf die Raumfahrerin Priscilla Hutchins auf diverse Artefakte und Phänomene außerirdischer Natur und Ursprungs. In OMEGA agiert sie dagegen im Hintergrund, als Einsatzleiterin der Raumfahrtakademie.
Die Omega-Wolken durchmessen 30.000 bis 40.000 Kilometer und durchziehen auf bekannten Bahnen die Galaxis. Sie bestehen aus Materie, Energie und einem unbekannten Steuerungsmechanismus, der sie zielsicher auf bewohnte Planeten lenkt und sie zerstören lässt, wovon Trümmerwüsten, die Raumfahrer gefunden haben, zeugen. Auch die Erde liegt in der Bahn einer Omega-Wolke, wird aber erst in etwa 8.000 Jahren von ihr getroffen werden. Etwa 3.000 Lichtjahre von der Erde entfernt registriert die JENKINS die Kursänderung einer Wolke. Ihr neues Ziel ist ein Planet, der sich als bewohnt herausstellt, mit einer vorindustriellen Zivilisation, die auf nur auf einem Dutzend Städte verteilt ist. Die Bewohner sind gedrungene, grünhäutige und kleine Humanoide, die sich eines watschelnden Ganges bedienen.
McDevitt baut aus dieser Situation drei Handlungsebenen auf. Die Akademie entscheidet schnell, den Goompahs auf Lockout zu helfen, indem sie zwei Raumschiffe entsendet: Zum einen die AL-JAHANI, die ein Wissenschaftlerteam, vor allem Linguisten, nach Lockout bringen soll, zum anderen die HAWKSBILL, die diverses Equipment mit sich führt, um die Wolke von Lookout abzulenken. Die JENKINS bleibt vor Ort und setzt ihre Forschungen fort.
OMEGA beruht auf einer konventionellen Bedrohungssituation, auch wenn die dem Autor mit den Omega-Wolken eine relativ eigenständige Schöpfung gelungen ist. Immerhin bleibt McDevitt in einem unüberzogenen Rahmen, auch, weil er seine Protagonisten relativ überlegt vorgehen lässt, von der einen oder der anderen Ausnahme abgesehen. Die Problemlösungen, die seine Protagonisten entwickeln, ergeben sich logisch aus dem Handlungsrahmen, auch wenn sie in einem Fall etwas zwiespältig sind. So haben die Goompahs ein lockeres Verhältnis zur Religion, um sie jedoch vor der herannahenden Katastrophe zu warnen, lassen die Protagonisten eine der Göttinnen der Goompahs auftreten. Gegen Ende des Romans entwickelt Hutchins eine ungewöhnliche Theorie, was den Zweck der Omega-Wolken angeht, die aber nicht erklärt, weshalb sie bewohnte Welten angreifen – aber es ist dem Autor zuzugestehen, dass er es vielleicht für sinnvoll hielt, nicht jedes Geheimnis seines Romans lüften zu wollen und nicht etwa zu vermuten, dass er womöglich keine Erklärung hatte...
Bei einem Roman dieses Umfangs und auch wegen des konventionellen Plots stellt sich die Frage, ob sämtliche Handlungsteile tatsächlich erforderlich sind. Leider ist das nicht der Fall. Manche Dialoge sind zu umfangreich, diverse Handlungspassagen überflüssig (wie beispielsweise die Weltumsegelung der Compaahs, deren Teilnehmer selbstverständlich auch gerettet werden) und auf die Zeitungsschlagzeilen zwischen den Kapiteln, die dem Roman wohl mehr Authentizität verleihen sollen, hätte der Autor ebenfalls verzichten können. Erfreulich ist immerhin das Fehlen militärischer Implikationen.
OMEGA ist eine zwar etwas zu umfangreiche, ansonsten aber solide Space Opera, die nicht nur beweist, dass es in jenem Subgenre der SF durchaus mehr gibt als Weltraumkriege, sondern auch, dass auch konventionelle Plots mit etwas Sorgfalt akzeptabel umgesetzt werden können.

 

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