Marion Zimmer Bradley

DIE SCHATTENMATRIX

„The Shadow Matrix“, 1998, Nachdruck, aus dem Amerikanischen von Fred Kinzel, Droemer Knaur, 2001, 743 Seiten, 44,90 DM/22,96 EUR.
Coverzeichnung: Romus B. Kukalis.

DIE SCHATTENMATRIX ist die Fortsetzung von ASHARAS RÜCKKEHR (u. a. als Knaur TB 60971, Rezension im FANDOM OBSERVER 145) und damit der zweite der drei neuen DARKOVER-Romane, die Marion Zimmer Bradley vor ihrem Tod schrieb. Nach der Erstveröffentlichung im Weltbild bzw. Bechtermünz Verlag ist der Roman nun auch als Hardcover bei Droemer Knaur erschienen – nur mit einem anderen Schutzumschlag und mit einem fast verdoppelten Preis...
Das Buch ist dreigeteilt. Während Margaret Alton nach den Geschehnissen in ASHARAS RÜCKKEHR, u. a. nach der Auseinandersetzung mit dem Geist der Bewahrerin Ashara, der sie über Jahrhunderte hinweg vereinnahmt hat, den Turm von Arilinn aufsucht, um ihr Laran (d. h. ihre PSI-Kräfte) ausbilden zu lassen, wird ihr Geliebter Mikhail Lanart-Hastur zum Regenten des Hauses Elhalyn gemacht, das die (pro forma-) Könige Darkovers stellt. Die Elhalyn-Familie steht freilich unter dem Einfluß einer nichtlizensierten Bewahrerin, dem sich auch Mikhail nicht sofort entziehen kann.
Mutet der erste Teil von DIE SCHATTENMATRIX bereits nicht sonderlich relevant an und erinnert an die ersten, weniger umfangreichen DARKOVER-Romane der Autorin aus den sechziger und siebziger Jahren, so ist der mittlere Part völlig überflüssig, weil er lediglich das familiäre und höfische Leben in Thendara, der Hauptstadt Darkovers, beschreibt. Im dritten Teil dagegen schickt die Autorin Margaret und Mikhail auf eine Reise in die Vergangenheit Darkovers, was nicht nur den Protagonisten zum ersten Mal widerfährt, sondern auch im kompletten DARKOVER-Zyklus einmalig ist.
Mit diesem Zeitsprung schlägt Zimmer Bradley einen großen Bogen in die handlungschronologisch frühen Romane des DARKOVER-Zyklusses, und zwar in das Zeitalter des Chaos, in denen der Planet von Kriegen verwüstet wurde, in der auch PSI-Waffen eingesetzt wurden, die den Charakter von Massenvernichtungsmitteln hatten. Der Bewahrer Varzil, der den Vertrag aushandelte, der die Kriege beendete, katapultierte Margaret und Mikhail in der Vergangenheit, weil er eine weitere Bedrohung nicht mehr zu beseitigen vermag (was etwas unplausibel anmutet, da er immerhin noch die Zeitreise zu initiieren vermochte).
Im Gegensatz zu ASHARAS RÜCKKEHR steht damit der Höhepunkt der Handlung am Ende des Romans (und nicht in der Mitte). DIE SCHATTENMATRIX ist ein typischer DARKOVER-Roman, nicht genau in demselben Maß vielschichtig wie besten Bausteine des Zyklusses wie DIE BLUTIGE SONNE (Knaur TB 60959) HASTURS ERBE (Knaur TB 60960), DIE ZERBROCHENE KETTE (Knaur TB 60961) DIE ZEIT DER HUNDERT KÖNIGREICHE (Knaur TB 60964), vielmehr deutlich gegliedert, wobei der letzte Part durch die Zeitreise nicht nur aus dem Roman, sondern aus dem gesamten Zyklus herausragt. Die emotionalen Befindlichkeiten der Protagonisten werden genau wie in ASHARAS RÜCKKEHR teilweise übertrieben dargestellt, was in den DARKOVER-Bänden, die Zimmer Bradley vor DIE NEBEL VON AVALON und den darauf folgenden Romane schrieb, nur selten der Fall war.
Für Freunde des DARKOVER-Zyklusses ist natürlich auch die Lektüre von DIE SCHATTENMATRIX lohnenswert. Der Roman bietet zwei weitere routiniert (aber nicht herausragend) erzählte und geradlinige Abenteuer aus dem DARKOVER-Universum, denen die Publikation als Hardcover-Ausgabe aber nicht angemessen ist. Es empfiehlt sich also, nicht nur wegen des überflüssigen Mittelteiles die preisgünstigere Taschenbuchausgabe abzuwarten.

 

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